Im Winter haben wir immer die Qual der Wahl: Skitouren gehen, Ski fahren, Snowboarden oder Eisklettern? Manchmal ergibt sich die Entscheidung auf Grund des Wetters oder der Lawinensituation von ganz alleine. Dennoch machen wir alles gerne. Heute aber entschieden wir uns fürs Eisklettern – das muss genutzt werden, wenn die Eisfälle bei uns gut gefroren sind.
Zustieg Versuch 1: Wühlmaus Roli spurt den Weg
Bereits beim Einparken haben wir uns wahnsinnig gefreut: Keine parkenden Autos entlang der Straße – das heißt auch keine anderen Eiskletterer. Doch beim Blick rauf durch den Wald war uns klar, dass der Zustieg vermutlich etwas länger wird, als beschrieben. Der Schnee war nämlich ordentlich tief zum Raufstapfen. Und da Zustiege nicht immer sofort ersichtlich sind und wir schon öfter den ein oder anderen Umweg genommen haben, fragte Simone noch beim Losgehen: „Bist du dir eh sicher, dass das der richtige Bach zum Eisfall ist?“. Mit 100 %iger Sicherheit antworte ich selbstbewusst: „Sowieso! Laut Buch gibt es drei Bäche hintereinander, beim ersten müssen wir hoch – und das ist der Erste!“ Also wühlten wir uns ca. 100 Höhenmeter durch den oft Hüft hohen Schnee. Ein sehr anstrengendes Unterfangen.
Aber da oben ist bestimmt gleich der Eisfall. Von zehn Minuten Zustieg waren wir weit weg. Gefühlt haben wir einen Meter pro fünf Minuten geschafft. Oben angekommen dann die ernüchternde Wahrheit: Wir stehen im falschen Graben und der einzige Eisfall, den es hier gibt, den sind wir gerade im Schnee hoch marschiert. Ok, vielleicht nicht marschiert, sondern haben wir uns mühsam hochgekämpft. Hilft nichts, Kommando retour.
Zustieg Versuch 2: Simone, mach’s halt besser!
Zurück zum Start und weiter in den nächsten Graben. Bereits nach den ersten Metern durch den Schnee erstrahlten unsere Augen, denn wir sahen zwei vernünftige, gefrorene Wasserfälle vor uns. Wieder mussten wir aber erst durch den tiefen Schnee hoch. Dieses Mal durfte sich Simone als Erste durch den Schnee hinauf zum Eisfall wühlen. Wer das noch nie gemacht hat, dem sei an dieser Stelle gesagt: das Anstrengenste beim Eisklettern sind oft die Zustiege!
Belohnung zum Schluss: Einsame Kletterei am Mayerlfall
Nach über 1,5 Stunden Zustieg (statt laut Buch zehn Minuten), standen wir endlich vor unserem Ziel. Nachdem wir uns erst einmal ein kleines Podest zum Sichern und als Depot für unsere Rucksäcke geschaufelt hatten, erfreuten wir uns an ein paar schönen Seillängen im Eis. Und wie immer beim ersten Mal der Saison erfreuten sich auch unsere Wadeln und Unterarme und haben uns gezeigt, dass wir wieder mehr trainieren und eisklettern gehen müssen.
Dafür war es an den darauffolgenden Tagen um so einfacher: die Zustiege waren von uns gespurt bzw. waren die anderen Fälle deutlich leichter zu finden.
[Tour vom 27+30/01/2021]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Parknischen entlang der Straße nach Obertauern
- Höhenmeter: nicht aufgezeichnet
- Kilometer: nicht aufgezeichnet
- Wetter: angenehm windstill, grundsätzlich sonnig – jedoch beim Eisfall recht schattig
- G’störte Tour weil: man bei Sonnenschein und Neuschnee auch eine Skitour gehen könnte, anstatt sich im Schatten durch den Schnee zu wühlen.
- Erwähnenswertes: –