Maixkante: Ein Klassiker im Dachstein-Massiv

Lange Zeit ist uns die Maixkante (VI) mit ihren 22 Seillängen in unseren Köpfen herumgeschwirrt, bevor wir diesen alpinen Klassiker in den Südwänden des Dachsteins tatsächlich realisieren konnten. Heute hat alles gepasst: das Wetter, genauso wie unser körperlicher und mentaler Zustand. Drei Dinge, die für so eine Tour essentiell sind.

Routenverlauf der Maixkante auf das Hohe Dirndl

Obwohl der Klettertag sehr lang war, kann er in drei Punkten knackig zusammengefasst werden:

  1. Eine schöne alpine Route mit vorwiegend Riss- und Kaminkletterei. Hut ab vor Kurt Maix und Wolfgang Höfler, die bereits 1929 diese Tour erstbegangen haben.
  2. Ein Klassiker, der in keinem Kletter-Tourenbuch fehlen darf. Jedoch müssen wir ehrlich zugeben, dass es schönere Klettereien gibt.
  3. Stolz, dass wir einmal mehr eine fordernde Tour gemeinsam als Paar bewältigt haben.

Ein paar weitere persönliche Eindrücke, die jedoch nichts mit der Kletterei und der Tour selbst zu tun haben, findet ihr unterhalb der Fotogalerie. So viel vorweg: Geduld ist eine Tugend, die am Berg immer mehr in Vergessenheit gerät.

[Tour vom 24/07/2021]

Eckdaten zur Tour

  • Ausgangspunkt: Dachstein-Südwand-Hütte
  • Gipfel: Hohes Dirndl (2.832 m)
  • Höhenmeter: ca. 500 hm Zustieg, 700 hm Klettern
  • Kilometer: nicht aufgezeichnet
  • Wetter: sonnig und stabil – perfekt für eine lange Klettertour
  • G’störte Tour weil:
  • Erwähnenswertes: Wir haben auf der Südwand-Hütte genächtigt. Das erspart zwar nur knapp 30 Minuten Zustieg, jedoch hat man einen tollen Ausblick auf die Wand und kann sich den Zustieg vorab ansehen, um in der Früh bei Dunkelheit nicht ewig suchen zu müssen.

Touren-Highlights

Kleiner persönlicher Diskurs über Prahlerei und Ungeduld am Berg

Es ist immer wieder spannend zu beobachten, wie Menschen in verschiedenen Situationen reagieren und sich präsentieren. Am Berg (genauso wie in zahlreichen anderen Bereichen) treffen wir immer wieder auf Menschen, die uns in Erinnerung bleiben – nicht immer im positiven Sinn, sondern oft mit einem großen Kopfschütteln . So auch bei unserer heutigen Klettertour:

1. Poser [Person mit Hang zu übertriebener Zurschaustellung]

Als wir auf der Südwand-Hütte angekommen sind, haben unsere Kletterseile am Rucksack natürlich gleich verraten, dass wir am nächsten Tag eine Kletterroute vorhaben. Bei einem gemütlichen Bier auf der Terrasse hatten wir Gelegenheit, die anderen Gäste zu „inspizieren“ und zu erraten, um welchen Typ es sich handelt. Uns ist es egal, ob Wanderer, Klettersteiggeher oder Kletterer, auf die persönliche Einstellung kommt es drauf an.

Zwei Personen sind uns sofort ins Auge gestochen: Das „perfekt“ ausgestattete Trailrunning-Pärchen im Partner-Markenlook. Es hat nicht lange gedauert, da ist er auf uns zugekommen und fragt etwas arrogant, herablassend, was wir morgen klettern wollen: „Macht ihr den Steinerweg, oder?!“ Wie er gerade auf diese Route kommt, wissen wir nicht, denn es gibt hunderte Routen in den Südwanden, aber vermutlich ist das die einzige, der er namentlich kennt. … Auf die Gegenfrage, was sie morgen klettertechnisch machen werden, haben wir nur die Antwort bekommen „Wir haben mehrere Routen und entscheiden uns erst.“ Soweit so gut, ist ja auch in Ordnung. Das große Schmunzeln für uns kam dann in der Früh, als die beiden mit ihrem Klettersteigset aufgebrochen sind. Offensichtlich wollte er uns gegenüber nicht eingestehen, dass er „nur“ einen Klettersteig mit seiner Holden geht. Erst recht herumprahlen und dann nicht eingestehen, dass er gar nicht klettert – ein Poser vom Feinsten (wie fast auf jeder Hütte zu finden). Und noch ein kleines Highlight: Viel Geld für die perfekt abgestimmte Markenbekleidung ausgeben, aber nicht fürs Frühstück auf der Hütte bezahlen und dann heimlich Brote einstecken wollen. Nicht so die feine Art!

2. Geduld [ruhiges und beherrschtes Ertragen von etwas, was unangenehm ist oder sehr lange dauert]

Eine zweite interessante Erfahrung, die wir auch schon oft gemacht haben, ist das Thema „Geduld am Berg“. Bei der Maixkante hatten wir das „Pech“, dass drei Seilschaften fast gleichzeitig am Einstieg waren. Wir waren die ersten und sind gleich losgestartet. Nach mehreren Seillängen hat sich gezeigt, dass wir alle relativ gleich stark und schnell sind. Wenn jemand deutlich besser/schneller ist als wir, dann lassen wir die Seilschaft immer vor.

Eine zweite Seilschaft aus München hat uns überholt, als ich ziemlich lange einen Standpatz gesucht habe und mich dann für einen improvisierten Stand entschieden haben. Nachdem Roli den eigentlichen Stand erreicht hat, haben die zwei Münchner gesehen, wo sie hin müssen und sind an uns vorbei. Was absolut ok war. (Und uns das Suchen der weiteren Standplätze erspart hat.)

Die dritte Seilschaft jedoch, war ein Fall für sich – ein Pärchen in etwa unserem Alter. Von „Geduld“ haben sie vermutlich noch nie etwas gehört, daher kam es bei den Standplätzen immer wieder zum „Gruppenkuscheln“ mit total unnötigen Belehrungen. Anstatt einfach ein paar Minuten zu warten, so wie wir auch immer wieder bei der Seilschaft vor uns gemacht haben, mussten die zwei uns stets im Nacken sitzen. Blöd jedoch, wenn es sich um einen Hängestand handelt und nicht für zwei Seilschaften Platz ist. Blöd ist auch, wenn man durch das ständige Drängeln und Stressen unglaublich viel physische und emotionale Energie vergeudet. In den Seillängen 16 bis 22 wurde es nämlich plötzlich sehr still hinter uns. Die Pausen und Abstände wurden immer größer und größer, bis die zwei nicht mehr zu sehen und hören waren. Als die Münchner und wir bereits wieder zurück am Gletscher waren, haben wir gesehen, dass das Pärchen erst am Gipfel angekommen ist.

Fazit: Bei so einer langen Tour hilft „wegsprinten“ genau gar nichts. Im Gegenteil, sie haben so viel Energie verschwendet, dass sie zum Schluss hinaus keine Reserven mehr hatten, dadurch deutlich nach uns am Gipfel angekommen sind und zu guter Letzt auch die letzte Gondel für die Talfahrt verpasst haben. Das bedeutet: weitere zwei Stunden Abstieg zu Fuß an einem ohnehin schon sehr langen Tag, wo abends noch Gewitter angekündigt waren (die auch eingetroffen sind). Und die Moral von der Geschicht: „Dumme Drängler erreichen die Gondel nicht.“

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