Manchmal ist nicht der Gipfel das Ziel, sondern all sein „Schäfchen“ sicher ins Tal zu bringen. Und zwar wortwörtlich! Der Tag startete um 7 Uhr Früh auf der Plankensteinalm – aus unserer Sicht das schönste Almplateau weit und breit, mit herrlichem Blick auf den Dachstein. Die Mission war klar: So viele „Desalan“ (= „Lampalan“ = Schafe) wie möglich finden!
Gesagt getan, die ersten 45 Schafe oben auf der Plankensteinalm waren recht schnell gefunden. Mit einem Sack voll Kleie und viel Brot als Lockmittel sowie guten Zurufen ging es flotten Schrittes vom Planken über den Wanderweg hinunter zur Grubalm, wo sich ein Einfang für den Zwischenstopp befand. Zwei weitere Gruppen an Schafen wurden inzwischen von anderen „Schafsuchern“ weiter unten gefunden und in den Zaun getrieben. Nachdem wir uns nicht sicher waren, ob wir wirklich alle vierbeinigen Wollknäuel oben auf der Plankensteinalm gefunden haben, ging es noch einmal hinauf zu einer Kontrollrunde – mit einem kleinen Abstecher auf die Geisswand, von wo sich ein traumhafter Ausblick auf den Hallstätter See und das Dachstein Massiv eröffnet.
Wieder zurück bei der Grubalm machten wir uns schließlich mit insgesamt rund 120 Schafen auf den Weg ins Tal nach Gosau.
Verteilung der Schafe auf Gosauerisch
„Inn denggn Ä’l a Gabei und voro a Feling, in rechtn Ä’l Zänd und hintn zwoa Schnitt!“ So klingt das, wenn der Triama Hans im tiefsten gosingerischen Dialekt das jeweilige „Moari“ im Ohr der Schafe ausruft. (Moari = Marke mit der Hausnummer, die ins Ohr geschnittenen bzw. gestanzt wird; Erkennungsmerkmale für die Schafbauern)
Tatsächlich funktioniert das Ausschreien der Schafe wunderbar und wenn sich jeder Besitzer*in seine Paula, Mali, Blacky, Scheckei und Co. abgeholt hat, geht es für die Tiere wieder heim in den Stall, bevor nach einem langen, kalten Winter der nächste Almsommer folgt.
Natürlich kann es passieren, dass an diesem Tag nicht alle Schafe gefunden werden. So war es auch heuer wieder der Fall. Bauern, denen Schafe fehlen, suchen oft noch tagelang, meist erfolgreich, manchmal aber nicht. Bzw. kann es auch sein, dass nicht alle Schafe den Almsommer überleben.
Für uns ging jedoch an diesem Samstag ein anstrengender, aber ausgefüllter Tag zu Ende, mit dem Erfolgserlebnis, alle gefundenen Tiere wohl behütet zurückgebracht zu haben.
[Tour vom 02/10/2021]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Gosauer „Schattseitn“ (Grubalm, Steinbruch, Plankensteinalm)
- Ziel: alle Schafe finden und sicher ins Tal begleiten
- Höhenmeter: ein ständiges auf und ab, also „situationselastisch“ mit dem Auto, zu Fuß, mit den Schafen, ohne Schafe – sprich: nicht aufgezeichnet
- Kilometer: siehe Höhenmeter
- Wetter: traumhafter Herbsttag mit Raureif in der Früh und warmer Sonne tagsüber
- G’störte Tour weil: Schafe sucht man nicht jeden Tag und läuft anschließend mit der ganzen Herde ins Tal runter
- Erwähnenswertes: Die Almwirtschaft im Salzkammergut ist historisch gewachsen. Angefangen hat dies ca. 2.000 v. Chr. in der Jungsteinzeit, was durch Funde auf dem Dachsteinplateau auf 2.000 m belegt wurde. Aktuell gibt es etwa 380 Schafe in Gosau, 180 davon verbringen den Almsommer auf der „Schattseitn“ (der Plankensteinalm). Im Hochsommer befinden sich die sehr genügsamen Schafe weit hinten im kargen, karstigen Gebirge (wie in den Vorderen und Hinteren Angern, im Radltal bis hinein zur Koglgassn). Bereits ab Beginn der Almsaison werden sie von den Verantwortlichen der Schafweidegemeinschaft (bestehend aus einigen Gosauer Schafbauern, die nach einem genauen Plan eingeteilt sind) regelmäßig weg vom Almgebiet der Rinder und Pferde am Plankenstein, rein ins Gebirge getrieben, damit sich die „schwarzen Schafe“ nicht an der Almweide der Rinder und Pferde vergreifen. Erst im Herbst, wenn das Großvieh wieder im Tal ist, dürfen die Schafe auf die saftige Almweide, bevor sie am ersten Samstag im Oktober gesammelt und ins Tal getrieben werden.