Über den Südgrat aufs Lagginhorn (4.010 m)

Die letzten Tage haben wir ein bisschen getüfftelt, in welcher Reihenfolge wir unsere geplanten Touren auf das Lagginhorn und Weissmies machen wollen. Vor Ort im Bergrestaurant Hohsaas haben sich dann diese Fragen schnell erübrigt, denn der Normalweg (was für uns der Abstieg wäre) vom Weissmies ist zu gefährlich und wird von Bergführern nicht mehr begangen. Nur ein paar Verrückte (meist Tschechen, Polen oder Slowaken) wagen sich noch über diesen Auf- und Abstieg und haben oft mehr Glück als Verstand.

Das heißt: erster Tag Lagginhorn Südgrat und zweiter Tag Weissmies Nordgrat mit Abstieg über den Südgrat über die Almagellerhütte. Soweit der Plan.

Um 04:30 Uhr brechen wir von der Hütte auf und sind in knapp einer Stunde am Einstieg zum Joch, das der Start sowohl für Lagginhorn Südgrat als auch Weissmies Nordgrat ist. Wir haben von einem Deutschen Zimmerkollegin schon gehört, dass der Einstieg ins Joch wilde Eiskletterei erfordert. Wir mussten sehr schmunzeln, als wir davor gestanden sind, denn mit zwei bis drei Zügen und geschicktem Einsatz der Steigeisen lässt sich diese Stelle problemlos überwinden.

Die ersten Sonnenstrahlen – eine Wohltat!

Dann beginnt die knapp 2 km lange Tour über den Südgrat. Es ist eine lange Felskletterei in etwas brüchigem Fels. Die „Schwierigkeiten“ sind eher im letzten Drittel, wo man einige Türme erklettern und abklettern muss. Die Wegfindung ist nie all zu schwer, man muss sich jedoch immer wieder orientieren, wo der einfachere Weg ist bzw. wo Kratzspuren von Steigeisen zu sehen sind.

Am Gipfel waren wir bzw. vor allem ich sehr froh, dass diese lange Gratkletterei vorbei ist und nun der einfachere Abstieg über den Normalweg vor uns liegt. Durch seine Ausgesetztheit sowie oft loses und brüchiges Gestein fordert der Grat doch immer höchste Konzentration.

Blick zurück auf den Südgrat

Der Abstieg hat sich als ewig langer Weg in einem riesigen Schotterhaufen erwiesen. Nicht besonders schön und ziemlich langweilig. Da wir auf der Hohsaas Hütte genächtigt haben, durften wir zum Schluss noch einmal rund 400 hm zu dieser aufsteigen. Witzigerweise fühlten sich diese 400 hm Aufstieg auf einem leichten Wanderweg fast wie wellnessen an, nach der langen geforderten Konzentration.

Anmerkungen:

  • Den Nordgrat auf das Weissmies haben wir nicht mehr gemacht, da uns der Abstieg über den Südgrat und Almagellerhütte zu lange gewesen wäre – vor allem wenn man weiß, dass man über den Normalweg in ca. 1,5 Stunden zurück bei der Hütte sein könnte. Wir warten auf bessere Verhältnisse oder vielleicht wird es ja auch mal eine Skitour. Wer weiß 🙂

[Tour vom 02/08/2022]

Eckdaten zur Tour

  • Ausgangspunkt: Bergrestaurant Hohsaas
  • Gipfel: Lagginhorn (4.010 m)
  • Höhenmeter: 1.178 hm
  • Kilometer: 6,58 km
  • Wetter: sonnig und stabil, am Grat recht windig
  • G’störte Tour weil: ca. 2 km langer Aufstieg über den Südgrat und unendlich langer Steinehaufenweg als Abstieg (Normalweg).
  • Erwähnenswertes: Abends kommen zahlreiche junge Steinböcke zur Hohsaas Hütte und genießen dort die Abendsonne und lecken das Salz von den Steinen, dass das Hüttenteam dort verteilt.

Touren-Highlights

Übernachtung Hohsaas Bergrestaurant

Besonders empfehlenswert:
Das Rösti und der frisch gemachte Apfelstrudel mit Vanillesosse.

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