Nach unseren 4.000er Touren auf das Lagginhorn, Allalinhorn und Alphubel wollten wir die letzten Urlaubstage noch für etwas Kletterei nutzen. Bei unseren Hochtouren wurden wir immer wieder mit brüchigen Felspassagen konfrontiert, daher waren wir skeptisch, ob im Saastal bzw. in den Walliser Alpen auch kompakter Fels zu finden ist. Oder ob alles gefühlt auseinander bröckelt.
Wir mussten nicht lange suchen, gleich in Saas-Grund am Jegihorn wurden wir mit traumhaften Gneis und wunderschönen Mehrseillängen belohnt. Oder wie die Schweizer sagen würden: Tiptop!
Kletterroute Panorama (6-)
Unsere erste Tour am Jegihorn war die „Panorama“. Nachdem wir beim Zustieg bereits gesehen haben, dass sich in unserer ursprünglich geplanten Route „Alpendurst“ (5) zahlreiche Seilschaften in der Wand und an den Ständen stauten, haben wir uns kurzerhand für unsere alternative Route „Panorama“ (6-) umentschieden. Eine gute Wahl, denn die zwei Seilschaften vor uns waren zackig unterwegs und wir mussten nie lange am Stand warten. Eine perfekte Alternative und wunderschöne Klettertour in 10 Seillängen.
[Tour vom 12/08/2022]
Klettersteig (C/D) und Monstertrotti
Die nächste Tour genoss Roli ohne mich. Ich war zu faul und wollte mich lieber ausschlafen – zumindest einen Tag im Urlaub. Da der Klettersteig auf das Jegihorn recht überlaufen ist, sobald die erste Gondel ankommt, hat sich Roli entschieden, um 5 Uhr Früh mit dem E-Bike bis fast zur Weissmieshütte hoch zufahren. Sein Plan ist ihm fast aufgegangen, nur ein paar wenige Seilschaften, die von der Hütte zeitig gestartet sind, haben sich (wie am Vortrag) in der Kletterroute „Alpendurst“ getummelt. Den Klettersteig konnte Roli alleine in knackigen 50 Minuten (statt ausgeschriebene 2 h 45 Min) durchsteigen.
Da die Bergbahnen mit der Saas-Tal Gästekarte kostenlos genutzt werden können, sind wir am Nachmittag noch einmal zum Hohsaas Bergrestaurant hochgefahren und haben auf der Sonnenterasse einen frisch gebackenen Apfelstrudel mit Vanillesosse verspeist. Für die Talfahrt haben wir uns bei der Mittelstation Kreuzboden sogenannte „Monstertrotti“ Roller ausgeborgt und sind mit 60 km/h die Forststrasse runtergezischt. Was für ein riesen Spaß!
[Tour vom 13/08/2022]
Kletterroute Bayermann Vabreisch’n (6+)
Nachdem wir uns nach der ersten Tour mit dem Fels und der Bewertung vertraut gemacht haben, wollten wir unbedingt noch eine Tour auf das Jegihorn klettern. Die „Panorama“ war so ein Genuss und eine Freude, dass wir auch den letzten Urlaubstag für Felskletterei nutzen wollten. Der Gneis ist kompakt, die Bewertung ehrlich, daher soll es heute die Tour „Bayermann Vabreisch’n“ (auch unter „Bayernschweiss“ bekannt) werden. Eine ausgezeichnete Wahl, denn wie an den anderen Tagen tummelte sich der Großteil der Kletterer in der Klassikerroute „Alpendurst“ und „Panorama“. Wir durften unsere gewählte Route ganz alleine und einsam genießen – bis zum Gipfel, wo sich Kletterer, Klettersteiggeher und Wanderer wieder vereinen.
[Tour vom 14/08/2022]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Mittelstation Kreuzboden
- Gipfel: Jegihorn (3.206 m)
- Route 1: Panorama (6-), 10 Seillängen
- Route 2: Klettersteig (C/D)
- Route 3: Bayermann Vabreisch’n (6+), 12 Seillängen
- G’störte Tour weil: –
- Erwähnenswertes: Beim Abstieg lohnt sich ein Abstecher über die Weissmieshütte (die auch ein super Ausgangspunkt ist, wenn man mehrere Tage am Jegihorn oder im naheliegenden Klettergarten klettern möchte). Hervorragende Küche und Génépi Likör.