Wir wollten immer schon einmal im Winter die Tennengebirgsüberschreitung machen. Umso besser, wenn sich diese mit einer Skitouren-Fortbildung bei den Naturfreunde Salzburg verbinden lässt. Noch dazu mit Rudi als Tourenführer, der immer lässige Abfahrten und Tipps parat hat.
Tourenplanung ist das A und O
In der Praxis hat die Überschreitung nicht ganz so geklappt wie gewollt. Bei der abendlichen Tourenplanung im Anton-Proksch-Haus waren wir sechs Gruppenteilnehmer:innen noch top motiviert und zuversichtlich, dass das Wetter am nächsten Tag besser wird als vorhergesagt. Und wie es zu einer guten Tourenplanung gehört, haben wir nicht nur die Idealroute durch das Tennengebirge gesucht, sondern auch den letztmöglichen Point of Return festgelegt, sollte das Wetter nicht mitspielen.
Tourenplanung versus Realität
Beim Frühstück kam gleich die Ernüchterung: Das Wetter ist tatsächlich so schlecht, wie vorhergesagt. Wenig Sicht und viel Wind. Das heißt, eine Durchschreitung ist zu gefährlich und bei schlechter Sicht selbst mit GPS zu zeitintensiv. Also kam wie so oft bei unseren Touren Plan B zur Anwendung. Nachdem wir von der Fortbildung etwas mitnehmen wollten, gingen wir zumindest ein Stück des Weges bis zur Schartwand (2.339 m). Ehrlich gesagt habe ich mich selbst immer wieder gefragt, warum ich mir das gerade antue. Je höher wir kamen, desto mehr hat uns der Wind die harten Schneekörner ins Gesicht geblasen. Meter für Meter wurde es windiger und nebliger. Wären wir nicht in der Gruppe unterwegs gewesen, hätte ich Roli längst gebeten, umzudrehen.
Und jetzt kommt das ABER: Es wäre keine Tour mit Rudi, wenn er nicht ein Abfahrtsschmankerl aus dem Ärmel zaubern würde. So mühsam und zäh der Anstieg auf die Schartwand war, bei den ersten Schwüngen im Pulver waren die Strapazen sofort vergessen. Und weil es so schön war, sind wir noch auf den Napf (2.167 m) und konnten eine zweite traumhafte Abfahrt genießen, bevor wir durch die Tauernscharte wieder zurück zum Prosch Haus gefahren sind.
Und weil es so schön war: Gleich nochmal raus!
Auch am Sonntag wollten uns Rudi und Bergführer Alex nicht verschonen und trieben uns wieder raus. Erstens, um etwas zu lernen und zweitens, um uns einmal mehr zu beweisen, dass das Wetter zwar schlecht sein kann, aber es dennoch lohnenswerte Touren gibt. Und so hat uns Rudi auf den Frommerkogel gelotst (oder wir uns gegenseitig als Gruppe, um etwas zu lernen). Wieder wenig Sicht … und dennoch wieder eine tolle und lohnende Abfahrt durch die Rinnen à la Rudi. Danke für die Motivation und die vielen kleinen Geheimtipps.
Nachdem wir die Tennengebirgsüberschreitung vom Anton-Proksch-Haus zum Leopold-Happisch-Haus so fein säuberlich auf der Karte geplant haben, werden wir diese im nächsten Winter noch einmal in Angriff nehmen.
[Tour vom 11-12/03/2023]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Anton-Proksch-Haus
- (Versuchtes) Ziel: Tennengebirgsüberschreitung zum Leopold-Happisch-Haus
- Tatsächliches Ziel: Schartwand (2.339 m), Napf (2.167 m) und Frommerkogel (1.883 m)
- Höhenmeter: Tag 1 (Schartwand, Napf): 1.339 hm / Tag 2 (Frommerkogel) 869 hm
- Kilometer: Tag 1 (Schartwand, Napf): 9,16 km / Tag 2 (Frommerkogel) 9,16 km
- Wetter: Neblig, Schneefall, windig … zurück auf der Skipiste dann strahlender Sonnenschein, als wären wir in einer anderen Welt gewesen.
- G’störte Tour weil: Normale Menschen bei so einem Wetter lieber zuhause bleiben und Kaffee trinken.
- Erwähnenswertes: Einen großen Dank an Claudia, die uns an den beiden Abenden wunderbar verpflegt und uns somit das Kochen erspart hat. Und einen Gugelhupf gab’s dann noch oben drauf. Mit Sahne!