Nach einer Legende der Ngai Tahu (ein Stamm der Māori) war Aoraki einer von vier Brüdern, die gemeinsam eine Reise um Papatuanuku, Mutter Erde, unternahmen und schließlich mit ihrem Waka (Kanu) auf einem Riff strandeten. Der kalte Südwind ließ die Brüder zu Eis und Stein erstarren und sie formten die höchsten Berge der Ka Tiritiri o te Moana – der südlichen Alpen in Neuseeland.
Der magische Bann des Mount Cook
Wenn man den Highway durch das Mackenzie Country entlang des Lake Pukaki fährt, kann man manchmal schon den ersten Blick auf Aoraki (Mount Cook) erspähen. Er thront am Ende des Tals wie ein Chief, der nicht jedem Audienz gewährt. Oftmals ist er einer der wenigen Berge, der sich in eine Wolkendecke hüllt.
Auch wenn Aoraki im Verhältnis zu den nördlichen Alpen „nur“ 3.724 m misst, hat dieser Berg eine unglaubliche Aura, die einen magisch in den Bann zieht und ehrfurchtsvoll in die Knie zwingt.
Ein Berg für Geduldige
Nachdem ich nun 2,5 Jahre Ausschau nach einem perfekten Wetterfenster halte, das sich mit perfekten Bedingungen vereint und noch dazu mit meinem Urlaub übereinkommt, war es letztens endlich so weit. Nach dem Motto „Jetzt oder Nie!“ ging es mit dem Helikopter hinauf zur Plateau Hut, welche über dem Hochstetter Eisfall am Rande des Gletscherplateaus thront. Nachdem per Radiofunk die Wettervorhersage für den nächsten Tag bestätigt wurde, herrschte um 18 Uhr Nachtruhe.
Für den Gipfeltag, ein paar Stunden später, war um 23 Uhr Tagwache. Nach einem „Frühstück“ ging es dann um Mitternacht los. Unter Millionen von Sternen und einigen Sternschnuppen ging es den Linda Gletscher hinauf. Nachdem man den Teichelmann’s Corner passiert hat, heißt es bis zum Ende des Linda Shelfs für knappe zwei Stunden so schnell wie möglich einen Schritt vor den anderen zu setzen. Über dem oberen Linda Gletscher thronen die sogenannten „Gunbarrels“, riesige Seracs am Rande des Gipfelhangs von Mount Cook. Am Ende des Linda Shelfs kann man dann zum ersten Mal durchatmen.
Nach dem Gletscher geht es zum Sonnenaufgang durch wunderschönes mixed Klettern im Fels und Eis zum Top der Summit Rocks. Von hier beginnt man definitiv die Höhe zu spüren, wenn man an den Sauerstoffgehalt auf Meeresspiegel gewöhnt ist.
Vom Top der Summit Rocks geht es dann über einen Steilhang, der oft mit massivem Raureif überzogen ist auf den False Summit, eine Art Vorgipfel. Da hier kaum Sicherungen zu setzen sind, ist man bestens dran das Seil hier abzulegen. Einen ausgesetzten mit Raureif überzogenen Hang aufzusteigen lässt einem so kurz vor dem Hauptgipfel schon einmal schlucken. Der Gipfelhang danach ist ein wahrer Genuss.
Top of New Zealand
Elf Stunden später erreichten wir schneller als gedacht das Top of Aoteroa New Zealand. Wir wurden mit atemberaubenden Panorama der neuseeländischen Bergwelt belohnt und hatten klare Sicht zur Westküste und ihren wunderschönen Stränden. Da darf gerne mal die ein oder andere Träne vergossen werden.
[Tour vom 06/11/2021]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Plateau Hut
- Gipfel: Aoraki / Mount Cook (3.724 m)
- Höhenmeter: keine Angabe
- Kilometer: keine Angabe
- Wetter: sonnig und stabil – perfekt für eine lange Hochtour
- G’störte Tour weil: es viel Geduld braucht, bis alle Bedingungen passen und man den Berg erklimmen darf.
- Erwähnenswertes: –