Wer einen einsamen Aufstieg auf den Großglockner sucht (zumindest bis zur Adlersruhe), für den ist der Meletzkigrat perfekt! Eine wunderschöne Gratkletterei auf der Nordseite des Glockners. Doch diese Einsamkeit muss man sich erst verdienen, denn der Zustieg bis zum Frühstücksplatzl verlangt Mut, Orientierungssinn und einen starken Willen:
#1 Kneippen in der Pasterze
Weil durch die Erderwärmung der Gletscher immer mehr zurückgeht, ist der ursprüngliche Weg von der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe hinunter zur und über die Pasterze zum Hofmannsweg nicht mehr ganz so einfach zu erreichen. Wir haben einige Meter zusätzlich in Kauf genommen und hätten versucht, irgendwo einen Weg um den Gletscherfluss zu finden. Keine Chance – also blieb uns nichts anderes übrig, als durch das eiskalte Wasser zu watten. Roli war nicht ganz so überzeugt, aber ohne Eisbad keine Gratkletterei!
#2 Schlammbad nach dem Kneippen
Nach dem erfrischenden Bad war aber noch nicht alles überstanden! Danach stapften wir mühsam durch tiefen Schlamm, der unsere Füße fressen wollte. Dementsprechend haben auch unsere Schuhe und Hose ausgesehen.
#3 Orientierungslauf zum Hofmannsweg
Glücklich, dass wir die ersten zwei Hindernisse gut überwunden haben, waren wir überzeugt, dass wir nun schneller vorankommen. Denn das Eis- und Schlammbad haben uns sehr viel Zeit gekostet. Laut Führer sollte eine „ausreichende Markierung für gute Orientierung“ sorgen. Jedoch nicht, wenn der Weg auf Grund von Permafrost abgerutscht ist und die markierten Steine nicht mehr an ihrer ursprünglichen Stelle liegen bzw. auch der Steig nicht mehr vorhanden ist.
#4 Verdiente, wunderschöne und einsame Gratkletterei
Nach einer wohlverdienten Pause beim Frühstücksplatzl konnten wir gestärkt die wunderschöne Gratkletterei am Meletzkigrat genießen. Lustig war der Ausstieg über den Gletscher zur Adlersruhe. Ein Bergführer, der mit seinem Gast gerade am „Bahnhof“ war hat uns leicht entsetzt gefragt, wo wir denn herkommen. „Na vom Meletzkigrat natürlich!“ Darauf meinte er nur „So viel kann mir niemand bezahlen, dass ich unten durch die Pasterze durchgehen würde!“ Da mussten wir sehr lachen – auch wir würden und werden da unten nicht noch einmal durchwatscheln!
[Tour vom 20/09/2018]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Parkplatz Kaiser-Franz-Josefs-Höhe
- Gipfel: Großglockner (3.798 m)
- Höhenmeter: 1.888 hm
- Kilometer: 16,5 km
- Wetter: stabil und sonnig
- G’störte Tour weil: kaum jemand das Durchwatten der eiskalten Pasterze in Kauf nimmt
- Erwähnenswertes: Abstieg über den Bischof-Salm-Weg zur Salmhütte und weiter zum Glocknerhaus