Lawinenwarnstufe 5 im Pitztal: Lockdown mit Zehnkampf statt Eisklettern

Eigentlich hatten wir uns auf ein paar Tage Eisklettern im Rahmen des Eis Total Eiskletterfestivals im Pitztal eingestellt. Der erste Tag war auch recht nett: Schön gewachsene Eisfälle, coole Workshops und Kletterstationen, die von Bergführern betreut wurden und den ganzen Tag klettern. Was will man mehr? Am Abend begann es zu schneien, wobei sich niemand etwas gedacht hatte. Denn wer konnte zu diesem Zeitpunkt ahnen, dass es fünf Tage lang nicht mehr aufhört?

Tags darauf hat es in der Früh in der Pension geheißen, wir müssen noch etwas in der Unterkunft bleiben, weil sich die Lawinensituation über Nacht drastisch verschärft hat und der Zustieg und das Klettern an den Eisfällen zu gefährlich wären. Im Laufe des Vormittags war klar: es herrscht Lawinenwarnstufe 5 und die Schranken für jede Ortschaft im Pitztal wurden geschlossen. Was das bedeutet, war uns im ersten Moment noch nicht wirklich bewusst. Aber als wir rausgingen und feststellten, dass wir von einem Ortschild mit geschlossenem Schranken zum anderen ca. 500 m Auslauf haben war klar, das könnten ein paar spannende Tage werden.

Zeitvertreib mit einem Zehnampf im Schneegestöber.

Die Situation war recht interessant. Während der eine Teil der „eingesperrten Touristen“ völlig verrückt wurde, mit aller Gewalt weg wollte, und sogar versucht hat, die Schranken zu heben und zu umfahren, wurden die anderen Erwachsenen zu Kindern und tobten sich wie die Irren im Schnee aus. So auch wir. Spontan veranstalteten wir mit ein paar Gleichgesinnten einen Zehnkampf mit folgenden Disziplinen

Fünf Tage Lawinen-Lockdown = Entspannung pur.

Nach fünf eingesperrten Tagen in der kleinen Ortschaft Plangeroß im Pitztal waren wir super erholt und tiefenentspannt! Wir waren jeden Tag mit Schneeschaufeln und Herumtollen beschäftigt und hatten genug zu essen. Es fehlte uns an nichts – nur die frischen Lebensmittel wie Salat, Obst und Gebäck wurden immer spärlicher, aber wir waren weit weg von Hungernöten – wie lustigerweise im deutschen Magazin „Spiegel“ geschrieben wurde. In einem Onlinebericht hieß es, dass die Touristen im Pitztal nur noch Kamillentee und Toastbrot bekommen. Und das Foto mit dem „Lawinenkegel“, der bis ins Dorf rollte, war eigentlich ein von Baggern geschaufelter Schneehaufen. Ein Hoch auf die Medien!

Als der Schneefall endlich aufhörte, konnten die Hubschrauber Lawinensprengungen durchführen und erstmals ein Ende des Lockdowns ankündigen. Meter für Meter wühlten sich die Schneepflüge durch das Pitztal bis zum Ende der Straße in Mandarfen durch und nach und nach konnte auch der schon längst geplante Urlauberwechsel vollzogen werden. Für uns waren es ein paar unvergessliche Tage mit so viel Schnee wie noch nie in unserem Leben und jeder Menge Spaß!

[Tour vom 22.01.2018]

Pitztal-Lockdown-Highlights