Eigentlich sollte es eine gemütliche Wanderung auf den Trattberg werden, zumindest hatte ich das Kathi versprochen, als sie mich gefragt hat, ob wir irgendetwas Kurzes gemeinsam machen. Kein Problem, den Weg vom Seewaldsee kenne ich gut und in knapp 1,5 Stunden stehen wir am Gipfel – so war zumindest der Plan. Aber als wir die ersten 100 Höhenmeter im Wald aufgestiegen sind hat sich abgezeichnet, dass der heftige Sturm im Winter eine ganz schöne Verwüstung angerichtet hat und der Wanderweg großteils von umgeworfenen Bäumen zerstört war. „Das macht nichts“, versicherte ich Kathi, „wir können hier hochqueren und dank Alpenvereins-App finden wir wieder auf den Weg weiter oben.“ Das war vermutlich der Moment, wo wir einfach umdrehen hätten sollen. Denn aus unserem 1,5 Stunden Aufstieg wurden knappe drei Stunden. Die Umwege über, unter und durch die umgefallenen Bäum waren ein riesen Labyrinth, was unglaublich viel Zeit kostete.
Als wir endlich bei der Gitschenwand angelangt sind wusste ich, nur noch kurz über den Hang hoch und wir sind auf der Straße. „Kathi, es ist nicht mehr weit! Gleich sind wir auf der Straße bei der Enzianhütte. Von dort wird es leichter!“ Was für ein Blödsinn! Als wir aus dem Wald kamen versperrten riesige Eisblöcke einer alten Lawine den Weg, gefolgt von einem Steig, der nicht mehr vorhanden war und durch ein riesen Schlammfeld ersetzt wurde.
Eines war klar: diesen Weg gehen wir nicht wieder runter! Plan B: Der Rückweg über die Mautstraße. Aber der ist 7,5 km lang. Nein, viel zu weit! Plan C: Warum nehmen wir nicht den Abstieg über den Aussichtspunkt Schröck zurück zum See? Gesagt getan! Die Irrfahrt war hier aber noch lange nicht zu Ende. Denn auf Grund des vielen Schnees war der Steig beim Parkplatz tief im Schnee verdeckt und nicht ersichtlich. Keine einzige Spur. Also gut, Plan D: wir gehen auf der Straße weiter Richtung Christlalm und queren dann in den Wanderweg, der zum Seewaldsee zurückführt. Na endlich, ein halbwegs passabler Plan und Weg – bis zu dem Moment, wo wir wieder einen riesen Lawinenkegel queren mussten, dessen Eisschollen so groß waren wie wir. Mit mulmigen Gefühl schlängelten wir uns einzeln durch die Schneeblöcke, bis wir endlich im Wald ankamen. Von hier aus sollte es leichter werden, dachten wir zumindest. Aber an dieser Tour war überhaupts nichts leicht! Der Weg war nicht sichtbar, immer wieder versanken wir im Schnee und als dieser endlich weg war, versperrten wieder zahlreiche umgefallene Bäume den Weg. Völlig zerschunden und dreckig kamen wir nach knapp sechs Stunden am Seewaldsee Parkplatz wieder an.
Aus einer „gemütlichen“ Tour von knapp drei Stunden, 600 Höhenmeter und 7,2 Kilometer wurden durch die vielen Auf- und Abstiege sowie Umwege sechs Stunden, knapp 900 Höhenmeter und 12 Kilometer. An dieser Stelle: Kathi, es tut mir leid und danke, dass du immer noch mit mir auf den Berg gehst!
[Tour vom 01/06/2019]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Parkplatz Seewaldsee
- Gipfel: Trattberg (1.757 m)
- Höhenmeter: ca. 900 hm
- Kilometer: ca. 12 km
- Wetter: Sonnig und angenehm warm
- G’störte Tour weil: der Weg eine einzige Katastrophe an umgefallenen Bäumen und Schikanen war.
- Erwähnenswertes: –