Bereits bei der Tourenplanung vor Abreise in die Schweiz haben wir die ein oder andere Hütte gebucht. So auch das Mischabeljochbiwak auf 3.855 m – für ein Biwak ein echtes Schmuckstück. Vor Ort haben wir immer wieder gehört, dass es aktuell nicht mehr sinnvoll ist, zum Biwak zu gehen, weil der Schnee rundherum weg ist und man Eis sägen muss, um Wasser zu gewinnen. Nach einem hin und her „sollen wir gehen oder nicht“ haben wir uns dann doch entschlossen, es zu probieren. Das Biwak war reserviert und wir motiviert.
Mit einem verhältnismäßig schweren Rucksack (inkl. Essen und Wasser für zwei Tage) sind wir in der Früh mit der Metro Alpin Bahn hochgefahren. Dieses Mal ging es beim Feejoch jedoch nicht nach links, zum Allalinhorn, sondern nach rechts, über den Feechopf (3.888 m) zum Alphubel (4.206 m). Wir haben den Weg über die Eisnase gewählt, welcher bereits komplett eis- und schneefrei ist. Wider Erwarten führt ein relativ gut ausgetretener Weg durch. Erst kurz vor dem letzten Gipfelanstieg geht es noch einmal in eisigeres Gelände.
Am Gipfel trennen sich dann die Wege. Der Großteil steigt mit dem Bergführer wieder ab zur Bergstation (meistens über den Längenfluhgletscher) – wir gehen weiter, bis der Schnee wieder in Fels übergeht und wir 400 Höhenmeter zum Mischabeljoch abklettern.
Wir freuen uns, dass wir die ersten im Biwak sind, sehen im Abstieg am Grat jedoch zwei weitere Seilschaften kommen. Zu sechst haben wir uns schnell in der kleinen Hütte organisiert und uns mit den vier Schweizern gut verstanden. Auf ein paar Betten lag jedoch noch Gewand, was so viel heißt, dass noch wer kommen wird. Erst spät abends sind vier Slowaken völlig fertig vom Täschhorn zurückgekehrt. Normal schimpfen wir nicht über andere Bergsteiger*innen in unseren Artikeln, aber leider hat sich wieder einmal gezeigt, dass gewisse Nationen im Alpinismus einfach Egoisten sind. Wir haben der Gruppe extra einen Tisch frei gemacht, damit sie sich nach dem langen Tag gemeinsam hinsetzen können – und hörten kein Danke! Mit den Schweizern haben wir zusammengeholfen, Wasser aufgekocht und geteilt – nicht mit den Slowaken (oder sie mit uns)! Alle haben sich im Hüttenbuch eingetragen und die entsprechende Gebühr entrichtet – nicht die Slowaken! Das Highlight war dann, als sie ihre stinkenden Socken direkt über dem Herd, wo ihre Nudeln im Topf brodelten, gehängt haben. Yummie – Nudeln mit einer extra Portion Würze!
Die vier Schweizer haben am nächsten Tag die Täschhorn-Dom Überschreitung gemacht. Ursprünglich haben wir für den zweiten Tag ebenfalls das Täschhorn (4.491 m) ins Auge gefasst und eine weitere Nacht im Biwak. Nachdem aber ständig Steine herunter gefallen sind und Roli nach einem kurzen 30-minütigen Aufstieg zur Besichtigung ebenfalls mit einem unguten Bauchgefühl zurück kam, haben wir beschlossen, wir bleiben lieber auf der sicheren Seite und gehen über den Alphubel, so wie wir gekommen sind, wieder retour.
Natürlich war die Tour auf das Täschhorn absolut verlockend. Wann ist man so nahe am Gipfel dran? Andererseits ist es viel wert, wieder heil und gesund ins Tal zurückzukehren. Und wie wir unten am Campingplatz in den Nachrichten gelesen haben, ist am Vortag (vor unserer Ankunft) ein Bergsteiger tödlich am Täschhorn verunglückt. Das hat unser Bauchgefühl noch einmal mehr bestätigt, dass wir die für uns richtige Entscheidung getroffen haben.
[Tour vom 10/08/2022]
Eckdaten zur Tour
- Ausgangspunkt: Metro Alpin Bergstation
- Gipfel: Alphubel (4.206 m)
- Höhenmeter: 883 hm (Metro Alpin – Mischabeljochbiwak)
- Kilometer: 6,27 km (Metro Alpin – Mischabeljochbiwak)
- Wetter: sonnig und warm
- G’störte Tour weil: –
- Erwähnenswertes: Wir hätten nicht ganz so viel Wasser mitschleppen müssen (4,5 l pro Person für 2 Tage). Nach ca. 80 hm Abstieg vom Biwak rinnt der Gletscher so stark, dass man recht unkompliziert Flaschen anfüllen und das Wasser abkochen kann.