Weihnachtsgeschenk der anderen Art: Ortler Nordwand

Weil Simone auf Grund ihrer Kreuzband-OP diese Wintersaison pausieren musste, bekam ich von ihr Weihnachten einen Gutschein für eine Tour mit unserem Lieblingsbergfüher René Guhl (Alpinschule BERGPULS). Nach einem ersten Touren-Brainstorming mit René war schnell klar: Es soll eine Nordwand-Besteigung werden. Die Frage war nur: Hochgolling Nordwand? Großglockner Nordwand? Oder Ortler Nordwand? … Was für eine Frage! Die Ortler Nordwand natürlich! Die Gelegenheit, die höchste Eiswand der Ostalpen mit 1.300 m Wandhöhe zu durchsteigen, wollte ich mir nicht entgehen lassen, denn es gibt Touren, wo es trotz eines hohen Eigenkönnens nicht schadet, wenn man einen Bergführer dabei hat!

Um 3 Uhr Früh starteten wir von Sulden. Die ersten 800 Höhenmeter im Aufstieg schafften wir recht zügig mit unseren Tourenski, danach wurden die Ski am Rucksack verstaut und auf die Steigeisen gewechselt. Da die Wand durch die riesigen Seracs starkem Stein- und Eisschlag ausgesetzt ist, heißt es nicht lange Trödeln, sondern mit Vollschub durch den Flaschenhals.

Nach zehn Stunden erreichten wir überglücklich den Gipfel von König Ortler – und meine Füße waren genauso blau wie der Himmel. Der Berg gehört dir aber erst, wenn du auch wieder unten bist. Auf die Frage von René, ob ich über den Normalweg oder die anspruchsvollere Abfahrt über den Suldner Gletscher durch die Steilrinne machen möchte, war für mich die rational sichere Entscheidung, über den Normalweg abzufahren. Auch wenn die Abfahrt durch die Steilrinne sehr verlockend geklungen hat, aber mit den schweren Oberschenkel war an ein „schönes“ Skifahren nicht mehr zu denken. Und auch die „leichte“ Abfahrt über den Normalweg war zwischen den zahlreichen Gletscherspalten und Serac-Abbrüchen nach einem langen Tag herausfordernd genug.

Fazit: Die Wand ist objektiv betrachtet nicht ganz ungefährlich, dennoch konnten wir einen Teil des Risikos minimieren, da wettermäßig perfekte Bedingungen vorherrschten und wir gut vorankamen. Nach 13 Stunden waren René und ich überglücklich und erleichtert, die berühmt-berüchtigte Nordwand gemeinsam abgeschlossen zu haben und dass wir von Eis- und Steinschlag verschont geblieben sind. An dieser Stelle noch einmal ein großes DANKESCHÖN an René Guhl, der mich so souverän durch die Wand geführt und mir ein unvergessliches Erlebnis beschert hat.
[Tour vom 01/04/2019]

Eckdaten zur Tour

  • Ausgangspunkt: Sulden
  • Gipfel: Ortler (3.905 m)
  • Höhenmeter: 2.044 hm
  • Kilometer: 16,4 km
  • Wetter: traumhaft blauer Himmel, wenig Sonne in der Nordwand 😉
  • G’störte Tour weil: man ein gewisses Maß an Risiko eingeht. Wenn man einmal heil durch die Ortler Nordwand durch ist, muss man die Wand meines Erachtens nicht zwingend wiederholen bzw. sein Glück nicht erneut herausfordern.
  • Erwähnenswertes: Als ich der Vermieterin vom Apartment in Sulden erzählt habe, was ich vorhabe, war sie sehr froh, dass ich gleich im Vorhinein bei der Anreise bezahlt habe.

Touren-Highlights

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